Zahlen, Daten, Fakten

Rasant steigende Zahlen

Arbeitsbelastung sehr hoch

Kreis Steinfurt. Mehr Arbeitsuchende, mehr Arbeitslose, mehr Menschen, die finanzielle Hilfe vom jobcenter Kreis Steinfurt benötigten. Das jobcenter Kreis Steinfurt blickt auf ein sehr bewegtes Jahr zurück. Ursächlich hierfür: der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, daraus resultierende Fluchtbewegungen und die Entscheidung der Bundesregierung, ab Juni 2022 allen Kriegsflüchtlingen aus dem osteuropäischen Staat mit einer Aufenthaltserlaubnis den Zugang zu Sozialleistungen nach dem SGB II zu ermöglichen.

Gute Entwicklung bis Mai

„In unseren Jahreszahlen spiegelt sich ein Vorher und ein Nachher dieser Entwicklungen wider“, erläutert Tanja Naumann, Arbeitsmarktvorstand des jobcenters Kreis Steinfurt. Soll heißen: bis Mai war die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II wie in den Vormonaten rückläufig. Sie sank seit Jahresbeginn um 2,6 Prozent auf insgesamt 6.172 Personen. Damit einher gingen gute Integrationszahlen. „Der Arbeitsmarkt zeigte sich sehr aufnahmefähig für Menschen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende“, so Naumann weiter. Bis zum Frühjahr lag die Integrationsquote des Jobcenters deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt.

Ebenso positiv entwickelte sich die Zahl der Menschen, die das Jobcenter betreute. Bis Mai waren 376 Personen oder rund 2,0 Prozent weniger auf Hilfe angewiesen als zu Jahresbeginn. Dementsprechend gab es weniger Bedarfsgemeinschaften, also Haushalte, die auf Unterstützung durch das Jobcenter angewiesen waren. „Im Mai haben wir rekordverdächtige 9.239 Haushalte betreut“, betont Naumann.

Ab Juni ändert sich die Gesamtsituation dramatisch

Mit dem Übertritt zahlreicher Kriegsflüchtlinge in den Rechtskreis SGB II änderten sich die Zahlen und die Herausforderungen des jobcenters Kreis Steinfurt grundlegend. So stieg die Zahl der Menschen, die vom Jobcenter betreut wurden, innerhalb eines Monats um 2.361 Personen oder 13,2 Prozent an. Dementsprechend wuchs auch die Zahl der Bedarfsgemeinschaften. „Im Juni mussten wir uns um 10.346 Haushalte kümmern – 12,0 Prozent mehr als im Vormonat“, erläutert Naumann. Die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB II stieg um 19,9 Prozent.

Zum Vergleich: bundesweit stieg die Zahl der Arbeitslosen im SGB II von Mai auf Juni um 9,8 Prozent. Die Zahl der Menschen, die Leistungen vom Jobcenter bezogen, stieg um 9,1 Prozent und 8,0 Prozent mehr Haushalte wurden in Deutschland von den Jobcentern betreut. Auch auf Landesebene fielen die Zahlen geringer aus als im Kreis Steinfurt. So wuchs die Zahl der Bedarfsgemeinschaften um rund 5,6 Prozent, die Zahl der Leistungsbeziehenden um 6,1 Prozent und die Zahl der Arbeitslosen im Land um 6,0 Prozent.

„Für alle Mitarbeitenden des Jobcenters hat sich durch diesen sprunghaften Zuwachs an Leistungsberechtigten die Arbeitsbelastung massiv erhöht. Insbesondere im Mai und Juni mussten sie eine Flut an Erstanträgen bewältigen“, so Thomas Robert, Vorstand des jobcenters Kreis Steinfurt. Durch die gute Abstimmung und den großen Einsatz aller Beteiligten ist es gelungen, den geflüchteten Menschen finanzielle Hilfen schnell und unbürokratisch zukommen zu lassen.

Steigende Zahlen bis zum Jahresende

Auch in den Folgemonaten riss der Zustrom von Kriegsflüchtlingen in den Kreis Steinfurt nicht ab, so dass das Jobcenter am Ende des Jahres deutlich höhere Zahlen vermelden musste als in den Vorjahren. Insgesamt belief sich die Zahl der Arbeitslosen im SGB II im Dezember auf 8.224 Personen oder 27,8 Prozent mehr als im Vorjahrsmonat.

Insgesamt 21.680 Männer, Frauen und Kinder erhielten Leistungen vom Jobcenter. Rund 2.740 Personen oder 14,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Zugleich stieg die Zahl der Haushalte, die das Jobcenter unterstützt, um 16,1 Prozent im Vergleich zum Dezember 2021.

Die Zahl der Integrationen belief sich zum Jahresende auf 2.764 Das waren 322 weniger als im Vorjahr. Dennoch lag die Integrationsquote über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. Ursächlich für den Rückgang an Integrationen, so Naumann weiter, sei der starke Anstieg an Erst- und Folgegesprächen mit den ukrainischen Flüchtlingen. Die Beratungen für diesen Personenkreis seien aufgrund der Sprachdefizite deutlich aufwendiger und zeitintensiver. „Das bindet natürlich Kapazitäten, die dann an anderer Stelle fehlen“, so Naumann.

Insgesamt zeige sich, so beide Vorstände, dass die Mitarbeitenden des jobcenter Kreis Steinfurt im vergangenen Jahr hervorragende Arbeit geleistet haben. Zumal zum Jahresende auch noch die Umstellung auf das Bürgergeld anstand.

Im kommenden Jahr werde das Jobcenter ganz im Sinne der neuen Regelungen einen Schwerpunkt auf die Qualifizierung und Weiterbildung seiner Kundinnen und Kunden legen, betonen Naumann und Robert unisono. „Hier sehen wir große Potenziale. Gesamtwirtschaftlich betrachtet ist es unser Ziel, gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern am Arbeitsmarkt einen wichtigen Beitrag zu leisten, um dem zunehmenden Fachkräftemangel erfolgreich entgegenzutreten.“